In der Jüdenstraße von Weißenfels wird seit Jahrhunderten das wirtschaftliche Leben der vom barocken Zeitalter geprägten Altstadt bestimmt. Im ausgehenden 16. Jahrhundert entstanden hier Gebäude, in denen Handwerker und Gewerbetreibende verschiedener Innungen ihren Geschäften nachgingen. Inzwischen gehört der Straßenzug längst zu einem denkmalgeschützten Ensemble. 2013 erwarb die Familie Jens-Norbert Schmidt das Haus „Jüdenstraße 33“ und versuchte bei der Restaurierung und Rekonstruktion sehr behutsam vorzugehen. Dabei galt der denkmalgerechte Grundtenor, Altes und Wertvolles zu erhalten, um die Geschichte des Hauses zu bewahren und Neues dagegenzusetzen, um sich des eigenen Lebensgefühles bewusst zu werden.
Die Verbindung mit der Glasmalerei ermöglichte es, diesem Ansatz in ästhetisch anspruchsvollem Maße nachzugehen. Mit einer modernen Farbverglasung im Treppenhaus erstrahlte der Eingangsbereich des 1705 erbauten barocken Bürgerhauses, das nach wie vor als Wohn- und Geschäftshaus genutzt wird, im neuen Licht. In einem großformatigen Fenster, das das Entree am Treppenaufgang zu den Wohnbereichen bildet, einem kleinen Rundfenster und den beiden Oberlichtern der Hauseingangstür wurden in verdichtetem Lineament Bewegungen nachempfunden, die an barocke Fließmetaphorik erinnern. Das Drapieren und Umhüllen mit Stoffen galt als typisch sinnliches Element für den barocken Zeitgeist. Diese geschwungenen, teils wie blühende Rosen, teils wie geschlossen und offen wirkende Lebensknoten, immer aber miteinander in Verbindung stehenden Elemente, knüpfen einerseits an die Formensprache des Barocken an, assoziieren andererseits durch die Abstraktion und die Technik ein modernes Formempfinden.
Um die räumliche Wirkung im Glas zu steigern, wurden jeweils zwei Scheiben von drei Seiten mit Schmelzfarben in Airbrushtechnik und in Sandstrahlung durch die Glasmalerei Peters bearbeitet. Die Grundfläche bildet das in drei Farbabstufungen aufgetragene Silbergelb. Das Tuchlineament wurde im Linolschnitt entworfen, und im opaken, das Treppenhaus bestimmende Bordeaux, dagegengesetzt. Auf einer zweiten Scheibe erscheint das Motiv dann versetzt in Sandstrahlung. Im Auflicht des erleuchteten Innenraum entwickeln die stilisierten bordeauxroten Knoten eine eigene plastische Wirkung. Durch die Verdichtung der Strukturen und Überlagerung dieser drei Ebenen erhalten die Glasarbeiten einen besonders schönen Reiz, den das Tageslicht in seiner unterschiedlichen Intensität immer wieder neu hervorruft.
Christina Simon
Christina Simon
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