Der Sonnengesang des Echnaton
Eine Reise zu den geistigen Quellen der Menschheitsgeschichte und der abendländischen Kultur
„Du vertreibst die Finsternis und schenkst deine Strahlen.“
Im altorientalischen Raum haben Generationen der Menschheit ein unwiederbringliches Kulturerbe hinterlassen. Das gilt es zu bewahren und immer wieder den Blick neu darauf auszurichten. So können neue Impulse in der heutigen Umbruchzeit nicht nur ein tieferes Verständnis grundlegender Erfahrungen der Menschheitsgeschichte ermöglichen, sondern auch den eigenen Standpunkt hinterfragen und festigen. Dabei sind die Fragen nach dem Dialog zwischen Mensch und Natur oder Wissenschaft und Spiritualität in einem weltweiten Kontext aktueller als je.
Die Sonnenmetaphorik spielt in den frühen Weltbildern, aber auch in fast allen Weltreligionen eine unübersehbare Rolle. Darauf verweisen hier in unserer Region die Himmelscheibe von Nebra und das Sonnenobservatorium von Goseck.
Eine herausragende Stellung im Sonnenkult aber nehmen die Ägypter ein. Sonnenheiligtümer wie das von Heliopolis oder die Weltenkammer von Niuserre bezeugen das heute noch. Es gibt bei den Ägyptern eine ausgeprägte Sonnenlyrik, unzählige Tageszeitenlieder und Sonnenhymnen, die das Verhältnis des Menschen zum Kosmos besingen. In allen Epochen wurde der Sonnengott verehrt und sein Schöpfungswille und die Versorgung des Menschen bekundet.
Unter den vielen ägyptischen Hymnen und Gebeten ist der große Sonnengesang des Echnaton einzigartig. Er verbirgt einen universalen Denkansatz, der sich auch in der Formensprache, den Welt- und Lebensbildern der Amarnazeit deutlich ausdrückt.
Das war nicht nur ein kühner Versuch, den Monotheismus vorwegzunehmen, sondern auch das Verhältnis des Menschen zur Natur und zueinander neu auszurichten.
Echnaton, der die Vereinigung der beiden Länder, gemeint sind Ober- und Unterägypten, versinnbildlicht im Mythos von Horus und Seth, in seinem Hymnus preist, bricht mit seiner Tradition und dem Geist seiner Zeit. Umbruchzeiten bieten immer wieder Chancen, verkommene Strukturen aufzubrechen und zu Neuem zu finden. Das galt nicht nur für Echnaton, sondern auch für unsere Zeit, die von einer ungeheuren Dynamik und sich zuspitzenden Konflikten auf den unterschiedlichsten Ebenen geprägt ist.
Bei Christina Simon zeigt die Bildfindung in den großformatigen farbigen Linolschnitten ein Ringen um die Frage, sich unmittelbar auf den Text so einzulassen, dass er der Formensprache seiner Zeit enthoben wird oder, Bildzeichen aus der damaligen antiken Welt mit eingebunden werden. Sie entschied sich sowohl für die ihr eigene Zitatenkunst und setzte diese in Zusammenhang mit dem Text als auch für eigenen Bildformen. Dabei verknüpfte sie Bildzeichen aus der ägyptischen und assyrischen Welt oder direkt aus der Amarna-Zeit und verwebte sie unter einem kosmischen Prinzip neu miteinander. Unverkennbar das Lineament, das die Sonnensymbolik beschreibt, Himmelszeichen, Umlaufbahnen oder sich überlagernde Interferenzen der Strahlen, oft in Strahlenbündeln oder Scharen von Parallelen ersichtlich. Dabei ist das Interesse am Kombinieren von Bildzeichen mit den Linien unübersehbar.
Christina Simon
Christina Simon
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