… selbst ihre Glut sind Feuerflammen, ein verzehrendes Feuer (Hld 8,6)
Das Hohelied Salomos, ein uralter Text, der nicht von ungefähr in den biblischen Kanon Einklang gefunden hat, vermag es, Glut zu entfachen und seit Jahrtausenden Inspirationsquelle für Künstler verschiedener Genres zu sein. Immer wieder geben Musiker, Dichter oder Maler ihre eigenen Antworten auf diese Worte, werden sie neu übersetzt oder von Exegeten ausgelegt. Der große Weimarer Dichterfürst selbst bezeichnete das Hohelied als das „schönste Liebesgedicht der Welt“. Unzähligen Bilder, Lieder, Gedichte oder Predigten sind bisher daraus erwachsen.
Die Liebe gehört zum Menschsein und bildet eine unwiederbringliche Quelle für Kreativität. Sie macht keinen Unterschied, wird von Eros und Sexus getragen und hat die stets erneuernde Kraft, über den Tod hinaus zu verweisen und alle Gegensätze, Schmerzen und Zerrissenheit in sich aufzuheben.
In unserer Welt, die zunehmend geprägt ist von Unbeständigkeit und Nervosität, Lebensbrüchen und unerfüllten Sehnsüchten, erscheint es um so notwendiger, die Frage nach der alles verbleibenden Kraft und der Macht der Liebe neu zu stellen. Deshalb mutet die These des Alttestamentler Gerhard Begrich in den Erläuterungen zu seiner Neuübersetzung „ Das Hohelied Salomos – Eine Dichtung von Sulamith“ in einer Gesellschaft, die sichtbar von Gottesferne geprägt ist, fast avantgardistisch an. Er behauptet: In der Liebe ist die Rückkehr ins Paradies jederzeit möglich ist, denn in der Liebe sind wir bei Gott.
Die farbprächtigen großformatigen Linolschnitte von Christina Simon, in denen die weiße Schnittlinie Präsenz hat, verweisen auf Bildelemente der assyrischen Kunst, einer Kunstform, die die Kultur am Hofe Salomos erheblich beeinflusst hat. In ihren Bildern entfaltet die Druckgrafikerin anhand dieser antiken Vorwürfe Bildräume, die die Liebenden im Hohelied durchstreifen und in denen sich ihre Liebe ungestört entfalten kann oder aber auch gegenüber Störungen behaupten muss. Der Garten und das freie Feld sind dafür genauso bezeichnend, wie der Rosenstrauch hinter dem sich ein Beobachter positioniert hat oder die Gefahren der Nacht in der Stadt.
Aus: Das Hohelied Salomins, Ausstellungskatalog BRAND-SANIERUNG e.V. Weißenfels, hrsg. BRAND-SANIERUNG e.V. , Verlag Ille & Riemer Weißenfels-Leipzig,2015, S.7-9
Christina Simon
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